Kuhjunge | Mit Kuh Berta & Co.
02. April 2009

Kuh Berta

Gepostet am 02. April 2009  •  11 Minuten  • 2151 Wörter

Kuh Berta Infoseite

Wie ich zu meiner Kuh Berta kam

Steckbrief Berta
Meine schwarz weiße Kuh Berta frisst Graß
Name Berta
Ohrmarke DE 01 135 55431
Geburtsdatum 09.07.2002
Sterbedatum 19.11.2012
Geschlecht weiblich
Ohrmarke Mutter DE 01 116 13800
Rasse Holstein-Friesian
Färbung Schwarzbunt

Die Geschichte von meiner Kuh Berta begann im Jahre 2002, wie jeden Juli wurden bei uns zu dieser Zeit gerade die meisten Kälber geboren. Bei uns Kindern war es fast ein Brauch sich jedes Jahr, um diese Zeit ein neugeborenes Kälbchen zu suchen, und dieses dann so lange zu bemuttern bis es uninteressant wurde, was meistens nach einigen Wochen bereits der Fall war. Meine jüngeren Geschwister hatten sich alle schon ein Kälbchen in diesem Jahr gesucht. Ich als großer Bruder mit meinen 10 Jahren musste da ja natürlich mithalten. Also ging ich zu meinen Opa und fragte welches neugeborene Kalb denn noch zu haben war (Ich stellte natürlich hohe Ansprüche, es musste ein Mädchen sein weil Jungen (Bullen) wenn sie größer waren „böse“ wurden. Außerdem musste es gerade erst geboren sein). Er zeigte mir ein Kalb, was gerade mal einen Tag alt war. Ich stieg zu ihr in der Box, setzte mich neben sie, und fing an sie zu streicheln. Am nächsten Tag nannte ich sie Berta.

Das erste Jahr mit Berta

Das Kalb Berta zusammen mit Chris und Joy

Von da an kam ich jeden Abend in den Stall und gab meiner Berta ihre Portion Milch, zu erst noch mit meinen Geschwistern zusammen, später dann nur noch mit meiner Mutter, welche die anderen Kälber fütterte. Es war für mich immer ganz wichtig, dass ich meiner Berta den Eimer gab. Dabei streichelte ich sie immer am Kopf. Außerdem setzte ich mich gerne in die Krippe und ließ Berta an meinen Fingern oder meiner Jacke nuckeln. Für mich war es immer ganz wichtig jeden Tag bei Berta zu sein und nur in absoluten Ausnahmefällen meinem „Stalldienst“ ausfallen zu lassen. Als Berta ihre Ohrmarke bekam war ich gleich damit beschäftigt diese auswendig zu lernen. Die Ohrmarke ist wohl einer der wenigen Dinge, die ich ohne nachzudenken mein ganzes Leben lang aufsagen kann. Als Berta einen Kälberpass bekam lies ich mir von diesen gleich eine Kopie machen und hütete ihn wie einen Schatz. Nachdem Berta auch feste Nahrung wie Schrot und Silo bekam, brachte ich ihr öfter extra Naschrationen. Ich passte auch immer sehr genau auf das Berta das Schrot für sich alleine hatte und kein anderes Kalb ihr es einfach wegfraß. Während des ersten Jahres hatten ich und Berta viele kleine Höhen und Tiefen. Alle Kälber müssen die Hornstumpfen die ihnen Wachsen ausgebrannt bekommen damit sie später keine Hörner haben mit dem sie jemanden verletzten können. Dieses Ausbrennen ist ein sehr schmerzhafter Prozess bei dem eine sehr heiße Eisenstange auf das Horn gepresst wird bis dieses mit Wurzel ausgebrannt wird. Als ich den Abend zu Berta ging, wollte Berta auf einmal nichts von mir wissen. Auch als sie ihren Eimer Milch bekam, ließ sie sich nicht von mir anfassen. Dann ließ ich Berta schweren Herzens in Ruhe damit Gras über die Sache wachsen konnte und nach einer Woche hatte Berta mir dieses schlimme Ereignis auch wieder verziehen. Als Berta etwas größer wurde, gab ich ihr immer noch gerne den Finger zum drauf herum nuckeln. Einmal rutschten meine Finger etwas weit in den Mund von Berta und sie biss mir auf meinen Daumen. Damit so was nicht noch mal passierte, schlug mein Opa vor, meiner Berta ein „Vorsicht Bissig“ Schild umzuhängen. Ich war Berta zwar nicht böse deswegen, aber die Idee von meinen Opa fand ich trotzdem nicht schlecht. Allerdings hat Berta nie so ein Schild um den Hals bekommen. Mein blauer Daumen erinnerte mich danach aber trotzdem ziemlich lange daran, vorsichtig zu sein, wenn ich Berta wieder die Hand zum Nuckeln gab. Irgendwann erzählte mir meine Mama, dass sie früher mit ihrem Kälbchen spazieren gegangen ist. Das fand ich so cool das ich bald darauf auch mit Berta spazieren ging. Ich setzte ihr schnell einen Halfter auf und band daran eine Leine. Dann musste mir mein Opa nur noch helfen Berta aus der Box zu bekommen und wir liefen los. Alle 1 – 2 Wochen machte ich dann mit Berta einen kleinen Spaziergang. Wir erkundeten zusammen den ganzen Hof. Wir trafen Katzen und Hunde, Berta probierte im Sommer das Gras und im Winter den Schnee und wir rannten gemeinsam um die Wette. Irgendwann kam aber der Zeitpunkt wo Berta stärker war als ich, es wurde immer schwieriger meine Berta zu halten, bis schließlich der Tag kam an dem Berta sich losriss und mir wegrannte. Sie machte sich gleich auf den Weg ins Nachbarfeld, in dem ein böser Bulle stand. Ich lief dann aufgelöst zu meinen Opa und erzählte ihm was los war. Er machte sich dann sofort auf dem Weg, um meine Berta zu retten. Nachdem er sie wieder zurückgebracht hatte, bin ich nur noch sehr selten mit ihr spazieren gegangen. Im Winter zog Berta in eine neue Box, die sie (zuerst) für sich alleine hatte. Weil die Box am ersten Tag noch frisch gestreut, also komplett sauber war, legte ich mich als Berta gerade entspannt im Stroh lag zu ihr. Berta nutzte die Gunst der Stunde und streckte gleich ihren Fuß über mich und machte es sich richtig bequem. Dann dösten wir zusammen etwas in der Box.

Berta wird erwachsen

Ich und meine Kuh Berta in jungen Jahren

Im Sommer kam Berta dann auf ein Feld was nahe von Oma Mausi lag (Die Oma am anderen Ende vom Dorf wohnte). Deswegen konnte ich Berta nur noch gelegentlich dort besuchen. Wenn ich aber am Wochenende mal bei meiner Oma war, besuchte ich auch jedes Mal meine Berta auf dem Feld. Ihren zweiten Winter verbrachte Berta aber wieder bei uns auf dem Hof (was eigentlich ungewöhnlich war, Berta bekam extra eine Box und war nur wegen mir da). Alleine hatte Berta öfter mal lange Weile und Sie tobte deshalb immer in ihre Box, wenn ich sie streicheln und füttern kam. In diesem Winter zogen wir dann auch zu dem Hof meiner Oma, ich besuchte Berta dann noch ab und an mit meiner Mutter die noch jeden Tag zum alten Hof fahren musste um dort zu melken. Im Sommer war Berta dann wieder im Feld bei meiner Oma, was jetzt zufälligerweise hinter unserem neuen Haus lag. Also besuchte Ich Berta regelmäßig auf ihrem Feld. So nebenbei gewöhnte sich der Rest der Herde so an Menschen, das es eine unserer ruhigsten Herden wurde, die unser Hof jemals hatte. Dann war Berta eine Weile lang auf einem ganz anderen weit entfernten Feld beim Bullen. Ich sah sie erst in ihrem dritten Winter wieder als sie mit den anderen in den Stall zum überwintern kam. Im nächsten Sommer war Berta dann „erwachsen“ und bekam ihr erstes Kalb und gab Milch. Sie verbrachte noch ein paar Tage in unserem alten Stall. Dann war der neue Stall bei unserem neuen Haus fertig und der Melkbetrieb zog um.

Das Leben mit Berta

Ab da wurde Berta in unseren neuen Stall gemolken, in dem ich nun auch wegen Berta und etwas Taschengeld jeden Tag beim Melken half. Natürlich setzte nur ich, wenn ich da war, meine Kuh Berta das Melkgeschirr an und streichelte sich dann anschließend. Meistens bekam Berta dann noch einen Eimer Schrot. Wenn Berta ab und zu mal keinen Eimer Schrot bekam, stellt sie sich nach dem Melken in die Tür und wartet auf ihren Eimer. In unserem modernen Stall haben wir Schiebetüren zwischen Aufenthaltsraum, Melkkammer und Stall. Die meisten Kühe kommen nicht durch diese Türen hindurch. Aber die älteren schlauen Kühe, unter anderem auch Berta, kapieren wie diese Türen funktionieren und lernen sie nach belieben aufzuschieben. So kam es, dass selbst verschlossene Türen Berta nicht mehr aufhielten und Berta immer aus dem Stall zurück in die Melkkammer kam, wenn sie eine Portion Schrot erwartete. Ich weiß nicht mehr wie ich genau auf die Idee gekommen bin. Aber als Berta 4 – 5 Jahre alt war, war ich ein paar mal auf Berta reiten. Ohne irgendeinen Sattel ist ein Kuhrücken ganz schön hart. Dazu hat Berta bestimmt, wo es lang ging und ich saß nur auf ihrem Rücken. Allerdings war es trotzdem eine interessante Erfahrung und vielleicht der Auslöser, warum ich anschließend auf Pferderücken umgestiegen bin. Beim 4.ten Kalb wurde Berta nach der Geburt schwer krank. Ich weiß nicht genau, was sie hatte, aber ihr Magen war wohl aus dem Rhythmus gekommen und sie hatte Milchfieber (Calciummangel). Dem Calcium Mangel konnten wir mit einer Infusion relativ schnell unter Kontrolle bringen. Aber die Tage danach wollte Berta immer noch nicht richtig fressen. Die rettende Idee hatte mein Opa. Er wollte ihren Magen mit etwas Alkohol wieder in die Gänge bringen. Also besorgte er sich eine Flasche „Korn“ (ein regionaler Billig Schnaps) und klemmte sich Bertas Kopf unter den Arm um ihr dann den ganzen Flascheninhalt in den Rachen zu schütten. Anschließend war Berta tatsächlich betrunken. Sie ließ die Ohren hängen und wackelte mit den Kopf ein wenig Hin und Her und guckte ganz verträumt ins Leere. Anschließend erholte sich ihre Verdauung wieder und Berta wurde wieder gesund. Berta hat ständig Probleme mit ihren Klauen gehabt. Der harte Betonboden im Stall tat ihren Klauen gar nicht gut. Deshalb hat Berta mehrmals von meinem Opa eine Pediküre verpasst bekommen. Mein Opa geht da noch sehr altmodisch vor, was das ganze Unterfangen für Berta ziemlich unangenehm gemacht hat. Eines Tages mussten wir Berta mal wieder die Klauen zurechtschneiden. Als Berta dann meinen Opa sah riss sie ihr Maul auf, streckte die Zunge heraus und auf und stöhnte ganz tief. So ein Verhalten hat niemand bei uns je bei einer Kuh gesehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Berta damit zum Ausdruck bringen wollte, dass sie überhaupt keine Lust auf das hat, was gleich kommt, aber wusste, dass sie dem nicht entkommen kann. Da Berta mit Abstand die ruhigste Kuh war, die wir im Stall hatten, haben wir Berta auch für ein paar Experimente gebraucht. Unter anderem haben wir mal probiert mit Bertas Hilfe ein paar wilde Kühe auf dem Feld zu fangen. Dafür verluden wir Berta erst auf einen Hänger, fuhren mit ihr an das Feld mit den wilden Kühen. Wir ließen Berta dort einen halben Tag angebunden am Hänger stehen und versuchten die anderen Kühe einzufangen. Das klappte aber selbst mit Berta nicht wirklich besser. Dann verluden wir Berta zurück auf den Hänger und fuhren sie wieder zurück. Berta lies das alles mit sich machen. In ihren alten Tagen wurde Berta immer gebrechlicher und konnte oft wegen ihren Klauenproblemen nicht richtig gut laufen. Aber in einen Winter vergas meine Mutter die Tür, nach draußen, im Stall zu schließen. Berta nutzte diese Chance und spazierte auf den Hofplatz. Es war gerade etwas stürmiger und schneite ziemlich stark. Den Schnee fand Berta so toll, dass sie wie eine Verrückte über den Hofplatz sprang und sich gar nicht mehr von meiner Mutter einfangen lassen wollte. Meine Mutter war im Nachhinein sehr erschrocken darüber, wie sie diese alte gebrechliche Kuh im Schnee so alt Ausssehen lassen hat.

Berta und ihre Kälber

Meine schwarzbunte Kuh Berta mit ihrem Kalb.

Bertas Tod

Meine Kuh Berta ist mit 10 Jahren am 19. November 2012 gestorben. Ihr Tod war absehbar, sie war seit geraumer Zeit sehr zerbrechlich und das letzte Kalb gab ihr den Rest. Sie wurde zwar noch kurze Zeit gemolken, aber gab nicht viel Milch. Dann ging es weiter bergab mit ihrer Gesundheit. Zwei Wochen davor konnte Berta bereits nicht mehr richtig alleine aufstehen. Eine Woche davor konnte sie selbst nicht mehr mit Hilfen auf die Beine kommen und am letzten Wochenende fing sie an ihr Futter zu verweigern und man sah ihr an, dass sie am Ende war. Der Tierarzt hat sie dann eingeschläfert.

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